KALEIDOSCOPIA

KALEIDOSCOPIA
ein Interdisziplinärer Zyklus
über Nähe, ISOLATION und Erinnerungen

Im interdisziplinären Zyklus KALEIDOSCOPIA entstehen klangliche, visuelle, räumliche und choreografische Dialoge über Isolation und Fremdheit, über Nähe, Begegnung und Distanz. 
Aktuelle Erfahrungen dieser Themen in unserer Gegenwart kommen in Berührung mit Erinnerungen von Menschen unterschiedlicher Generationen und Kulturen, die Rassismus, Antisemitismus, Antifeminismus oder Vielfaltsfeindlichkeit erfahren haben, die Opfer von Gewalt und Diskriminierung wurden. KALEIDOSOPIA ist ein künstlerisch-klanglicher Denkort.

,Erinnern‘ bedeutet für uns nicht nur faktischen Rückblick auf Vergangenes, sondern aktive Solidarität und Toleranz für ein plurales, wertschätzendes Miteinander. 

Die verschiedenen Disziplinen setzten die Verschiebung der (eigenen) Perspektiven durch Erfahrungen wie Sehnsucht, Fremdheit, Flucht, Heimat, Diskriminierung und Vergänglichkeit vielschichtig und vielfarbig – wie bei einem Kaleidoskop – in Szene.

Die intensive Beschäftigung mit dem Erleben von persönlicher und künstlerischer Isolation erweiterte die Auseinandersetzung mit den Themen Distanz und Nähe um die Dimensionen von (Un)Endlichkeit und Ewigkeit – nicht nur, aber auch in spiritueller Hinsicht. Alle vier Kernthemen treffen sich nunmehr in der komplexen Bewegung des gemeinsamen Erinnerns (individuell/kollektiv, Vergangenheit/Gegenwart). Die im Asambura-Ensemble schon gegebene interkulturelle und interreligiöse Arbeitsweise führte von hier aus zu einer neuen Orientierung an den Fragestellungen und Themen von Erinnerungskultur. Erinnerungskultur steht dabei für die Auseinandersetzung mit jedweder Form von Diskriminierung und Rassismus, Diversität und Zivilcourage. KALEIDOSCOPIA reflektiert und kontextualisiert in diesem Sinne Erinnerungen von Menschen unterschiedlicher Kulturen und Generationen.

Bei Aufführungen von KALEIDOSCOPIA an Erinnerungs- oder Gedenkorten kommen Leidtragende oder Betroffene von Ausgrenzung, Unterdrückung und Diskriminierung zu Wort:
Geflüstert, gelesen oder projiziert werden ihre Worte und Texte mit Musik in Verbindung gesetzt, die sich ebenfalls mit klanglichem Erinnern auseinandersetzt: So werden Assoziationen zum Thema aus Schuberts Winterreise und Bachs Chaconne neu gedeutet. Es entstehen scheinbar meditative Klangpassagen, die nebeneinander koexistieren.

Zugleich entdeckt das asambura ensemble mit KALEIDOSCOPIA auch seinen eigenen künstlerischen Ausdruck neu, collagiert und deutet Elemente aus anderen Asambura-Zyklen neu (u.a. FREMD BIN ICH EINGEZOGEN, dem Zyklus über Einsamkeit nach Schuberts Winterreise und persischer Kunstmusik, oder LUX PERPETUA, einem Requiem über Ewigkeit nach Mozarts berühmter Komposition). Zusätzlich ist es auch für die Musiker*innen eine besondere Erfahrung, ihre Musik räumlich werden zu lassen, durch performative Interaktion inspirierende Kollaborationen mit Tanzchoreografie, Lichtinstallation, Videokunst und Projektionen.

Komposition: Maximilian Guth
Tanzchoreografie: Winnie Dias & Pascal Schmidt
Dirigat: Daniel Moreira
Elektronik: Ehsan Ebrahimi
Videoprojektionen: Andre Bartetzki
Lichtinstallation: David Hesse

„Ein Kaleidoskop ist ein inspirierendes Motiv, um auszudrücken, wie das Zusammenwirken von zuerst fremden Instrumenten und Klänge zusammenfügt und neue Muster und Klänge hervorbringt. Die neuen schönen Formen zu hören und zu sehen gibt Kraft und schafft Raum für Annäherung, Verständigung und Wertschätzung der Vielfalt. In Begegnung und in der Sprache der Musik wird über die Grenzen der Kulturen, Religionen und auch Generationen die Sensibilität für die Gefühle und Erfahrungen der anderen gestärkt.
Musik, Dichtung und Tanz können den Erinnerungen Ausdrucksformen verleihen und das Unsagbare ausdrücken. Die menschlichen Erfahrungen ähneln sich, auch wenn die Formen unterschiedlich und im ersten Blick fremd erscheinen.
In der Sprache der Musik können die Menschen ihre Erfahrungen über die Grenzen der Kulturen und Religionen hinaus mitteilen und die Grenzen überwinden, die sie voneinander trennen.“

Dr. Hamideh Mohagheghi | Dr. Buhmann Stiftung für Interreligiöse Verständigung


„Eine innovative, sinnlich berauschende, äußerst berührende und gleichzeitig sich auf ausnahmslos hohem Niveau bewegende Uraufführung. Die für die Uraufführung eigens konzipierte Choreografie greift Elemente der Musik äußerst feinsinnig, großartig und ausdrucksstark auf und erschafft dadurch neue Bedeutungsräume. Als am Ende der letzte Ton verklungen ist, spinnt sich in einem langen Moment atemloser Stille das erlebte Kaleidoskop in den Köpfen und Herzen des Publikums weiter, bevor enthusiastischer Beifall die Akteure belohnt.“
Simon Berger | Orchestergraben Blog 


„Hier, im Herzen Berlins, in dieser verwundeten Parochialkirche, entsteht etwas Neues: das interkulturelle Asambura-Ensemble spannt mit der Uraufführung von KALEIDOSCOPIA weite Bögen zwischen Kompositionen und den Klangfarben der Kulturen. Während der Pandemie spürbar von Zuhörer:innen und voneinander getrennt, auf sich allein gestellt und vereinzelt zurückgeworfen, entwickelte Asambura als Kollektiv sein neues Format KALEIDOSCOPIA.
Das Konzept setzt bei der Frage an, wie gemeinsame Musik auf – erzwungene, wenn auch notwendige – Nähe und Distanz antworten könnte. Auf dem Weg dieser Erkundung, in der unvermeidlichen Auseinandersetzung mit Einsamkeit und Sehnsucht, gewann das Erinnern immer größere Bedeutung. Und so schloss sich der Kreis zum interdisziplinären Zyklus, geöffnet für alle Kontexte von Erinnerungskultur.“
Marie-Louise Schneider | Kirchenmusikdirektorin Berlin


„Das Asambura Ensemble schlägt in seinem interdisziplinären Zyklus KALEIDOSCOPIA Brücken zwischen vermeintlich Gegensätzlichem. In dem besonderen Konzertabend in der Berliner Parochialkirche treten unterschiedliche Disziplinen sowie vielschichtige Perspektiven und Erfahrungen von Isolation, Fremdheit, Nähe und Distanz klanglich, visuell und räumlich in einen bewegenden Dialog miteinander. Ein Konzertabend, der in die Zeit passt.“
Julian Rieken | betterconcerts.org


Als zentral habe  ich das Gefühl – nein, das Thema – „Überforderung“ wahrgenommen. Musik und Tanz machen für mich sogar physisch spürbar, was es für eine unglaubliche Herausforderung sein muss: die eigene Heimat verlassen, neue Heimat/en suchen, die Heimat in sich selbst mitnehmen, neue Verbindungen knüpfen, das Alte trotzdem nicht verraten – dieses offenbare Gefühl von Beanspruchung und Überforderung zieht sich für mich durch den Abend. Mit Respekt und berührt nehme ich wahr: Was verlangt das einem Menschen ab, was für eine Anforderung an das eigene Selbst, und auch an das Wir, das es gilt zu behalten und zugleich neu zu suchen?!

Das Spannungsfeld zwischen Ablösung und Annäherung wird für mich nicht nur durch die Tänzer*innen spürbar, sondern auch durch die Bühne, die ja letztlich den ganzen Kirchenraum einnimmt… unsere Entdeckungsreise auf den Spuren von Bewegung und Klang.
Ich habe das Gefühl, dass ich atmen kann in diesem Raum, wiederum als Kontrast zur Überforderung. Die Bilder hallen nach, wir sind im Kirchenraum auf besondere Art verbunden, es gibt viel Raum für Atmosphären und Blickkontakte, es wird zu einer Art  hauchdünnem Miteinander.

Der Ort darf, naturbelassen wie er war, dazu auch seine Geschichte erzählen.“
Andrea Thilo | Filmproduzentin (u.a. Rhythm is It!), Journalistin und Moderatorin