Orientierungsfäden

concept – idee – Vermittlung

Dialoge vielfältig kulturell, klanglich & zeitgenössisch denken

Was bedeutet asambura Vermittlung?
Die Vermittlungsdimensionen bei asambura sind vielfältig und gehen immer von unterschiedlichen, diversen Perspektiven des Dialogs und der Begegnung aus. asambura zeichnet sich durch eine vielschichtige künstlerische Arbeit aus, die sich sowohl mit politischen und gesellschaftlichen Hintergünden als auch mit den Möglichkeiten und Grenzen der klanglichen Umsetzung derer beschäftigt.
Im Folgenden teilen wir unsere Ansätze und Begegnungsdimensionen und -ebenen, die in allen asambura – Projekten eine entscheidende Rolle spielen, in Kategorien ein.

1. Von der Dissonanz zum Dialog
Jedes asambura – Format geht von mindestens einer dissonanten Polarität mit spezifischen Begegnungsdimensionen aus. Polarität und Dissonanz sind für den asambura-Ansatz der Begegnung des Unterschiedlichen essentieller Voraussetzung für den aktiven, klanglichen Dialog.

Beispiele:
ostafrikanische Musiktraditionen Händels Messiah,
Schuberts Winterreise persische Lyrik und Kunstmusik

2. Gesellschaftliche Brücken statt Mauern
Diese musikalischen und künstlerischen Brücken, die asambura zwischen verschiedenen Musikwerken, -traditionen und -epochen schlägt, haben gesellschaftliche, soziale, religiöse und damit auch außermusikalische Implikationen für Dialoge, um Menschen miteinander zu verbinden. Im Sinne dieses Ansatzes arbeitet asambura mit seinen künstlerischen und vermittelnden Projekten für eine Veränderung der gesellschaftlicher Wirklichkeit, ohne sich dabei in politischen Bekenntnissen einseitig zu positionieren. Das Ensemble versucht, Offenheit und Wertschätzung als Maximen konkret in der Art des Miteinanders z.B. in Konfliktsituationen zu verwirklichen.
Unsere Ziele sind eine diskriminierungsfreie und -sensible Gesellschaft; kulturelle Akzeptanz und Selbstbestimmung.

3. Interreligiöse Verbindungen
Durch unsere asambura Projekte möchten wir Kenntnis über die Vielfalt religiöser und kultureller Traditionen fördern, Begegnungsräume schaffen, Stereotype hinterfragen und zu Diskussionen anregen. Der Dialog soll dabei inklusiv und subtil sein, indem Klanglichkeiten und die Vielfalt religiöser Traditionen mehrdimensional miteinander verwoben werden. 
Wir akzentuieren in den Religionen in ihrer Friedens-Ethik, der Orientierung an den “Schwachen” und den wertschätzenden Umgang mit dem Gegenüber ein großes Potenzial.

Unsere musikalische Verarbeitung von vielfältig kulturellen und interreligiösen Dialogen führt zum einen dazu, dass wir abstrahierte Klangelemente verarbeiten und sich begegnen lassen, gleichzeitig aber den interkulturellen und interreligiösen Dialog auf einer Ebene führen, die sich vom Verbalen zum Emotional-Affektiven öffnet. Damit kann man Aspekte des Dialoges vermitteln, die in einem Gespräch nicht oder nur schwer vermittelbar wären – Musik eröffnet neue Dimensionen! 

4. Die Suche nach dem Ewigen – ,Weite Wirkt’ als religiöses, gesellschaftliches und musikalisches Phänomen. Klangflächen – Horizonte ,neu deuten’
In unseren Formaten suchen wir nach verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten von Ewigkeit, von räumlicher, zeitlicher und (für die asambura-Ästhetik zentraler) klanglicher und gedanklicher Weite.
Dafür nutzen wir Instrumentalklänge, die Weite suggerieren wie diverse Hall und Echoeffekte. Damit möchten wir die Möglichkeit bieten, sich gedanklich zu öffnen.

Unser Verständnis von Weite und Ewigkeit  (ohne Anfang und ohne Ende) wird um eine weitere Dimension ergänzt, die vom Begriff perpetua abgeleitet ist und etwas impliziert, das nie aufhört in Bewegung zu sein.

Zirkuläre Bewegungen lassen sich auch in religiösen Vorstellungen der Wiedergeburt (z.B. im Hinduismus und Buddhismus) oder Interaktion mit den verstorbenen Ahnen (u.a. ostafrikanische Religionen) wiederfinden.

5. Kompositorische Neudeutungen als Neu-Kontextualisierungen
Wir widmen uns in unseren Formaten einem auskomponierten Werk aus der klassischen Musiktradition, das nicht nur musikalisch bedeutsam ist, sondern auch eine gesellschaftlich-kulturelle Konnotation oder Bedeutung trägt und somit symbolisch für einen zentralen außermusikalischen Begegnungsaspekt steht.

Beispiele:
Die ,Winterreise’ steht für Fremdheit, Einsamkeit und die Suche nach Heimat, der ,Messiah’ im Spannungsfeld christlicher Mission, die ,Missa Papae Marcelli’ als Wendepunkt im Hinblick auf ein Wechselspiel zwischen religiöser Liturgie und klanglicher Ästhetik) 

Durch die ,kompositorische Bearbeitung’ wird dieses Werk “neu gedacht” – und hörbar gemacht (in interkultureller und avantgardistischer Begegnung). Mithilfe der Neu-Kontextualisierung ermöglichen wir dabei einen “Blick von Außen”, durch den auch neue Perspektiven auf den eigenen (kulturellen) Background entstehen.

6. Erleben neuer klanglicher Dimensionen auf dem Instrumentarium
Wir entdecken neue Sounds und Klangfarben auf unserem Instrumentarium. Einige klangfarbliche Motive implizieren außermusikalische, teils interreligiöse Kontexte (wie Glockenklänge, Muezzinrufe usw.). Dabei evozieren wir Stereotype, um sie dann bewusst (in einem neuen Kontext oder abstrahiert bzw. elementarisiert) zu brechen.
Zusätzlich zu dem ,interkulturellen’ und ,historischen’ Instrumentarium stellen charakteristische Klangfarben im asambura ensemble Brücken zwischen den ,Welten’ dar und stehen für den Asambura-Signature-Sound.

Beispiele:
tiefe Flöten, Bassklarinetten-Vibrato, präparierte Gamelan- und Glockenklavierklänge, Lauten-Arco, Streicher-Ponticello, Marimba-Pattern und -halleffekte, Flöten-Percussion und Posaunen-Muezzin mit E-Gitarre

7. Klanglichkeit unterschiedlicher Musikkulturen
Im asambura ensemble sind einige Instrumente und die Ästhetik aus unterschiedlichen kulturellen Räumen und religiösen Traditionen für den Ensemble-Sound charakteristisch. Auch diese Instrumente werden zumeist vielfältig eingesetzt und nicht nur in ihrer jeweiligen kulturell-traditionellen Verwendung (Beispiel: abgedämpfter Klang auf der Santur).

Neben dieser ersten Ebene der interkulturellen Öffnung gibt es weitere Dimensionen in der Asambura-Klanglichkeit (u.a. Skalen, horizontale versus vertikale Metrik und Form, mündliche Übertragung & Improvisation vs Notation usw.), die für die Formate von fundamentaler Wichtigkeit sind.

8. Historisches Instrumentarium & musikalische Merkmale
Wir möchten das vielfältige Spektrum von Instrumentarium auch in der zeithistorischen Dimension erfahren und beziehen daher auch Instrumente vergangener Jahrhunderte, z.B. des Frühbarock, mit ein.
Auch hier spielen zusätzlich andere musikalischen Merkmale eine grundlegende Rolle, was durch die zugrunde liegenden Kompositionen und die meist sehr alten Traditionen auch implementiert ist. 

9. „Neu-Entdecken“ historischer Musik
Durch ungewöhnliches (bzw. ungewöhnlich neu klingendes) Instrumentarium, die Begegnung mit ganz unterschiedlichen Genres, kompositorische, aber subtile Elementarisierung und Improvisation ergeben sich auch neue Perspektiven für die zugrunde liegenden klassischen Werke. Von hoher Bedeutung ist der wertschätzende und respektvolle Umgang mit dem Ausgangwerk.

10. Dialogisches Komponieren – Konzipieren und Kollektiv-Improvisation mit Musiker*innen unterschiedlicher Backgrounds
Dialogisches Komponieren ermöglicht einen neuen abstrakten Gestaltungsraum. Besonders die Kooperation mit unterschiedlichen kulturellen (und religiösen) Hintergründen wird bei der Gestaltung des gleichen klanglichen Ausgangsmaterials durch die eigene Sozialisation der Beteiligten unterschiedliche Konsequenzen haben und transportiert auf konzeptioneller Ebene die Koexistenz des Unterschiedlichen und Gemeinsamen.

11. Künstlerischer und außerkünstlerischer Gesprächsraum:
Welche Chancen bietet Musik für den kulturellen & interreligiösen Dialog? 
Musik kann andere Brücken bauen als Gespräche oder politische Diskussionsforen. Dies befähigt sie in besonderem Maße zur Verständigung im Spektrum kultureller und religiöser Vielfalt. Auch in der Unterschiedlichkeit kann miteinander sinnstiftend kommuniziert werden.

12. Gewinnung neuer Zielgruppen
Wir möchten zum Kommunizieren, zur Überwindung von Vorurteilen und zum gegenseitigen Respekt aufrufen; daher wollen wir unterschiedliche Zielgruppen erreichen. Bei jedem Asambura-Projekt konzipieren wir für mindestens zwei unterschiedliche Zielgruppen Vermittlungsformate.

  12a) Diversität & Inklusivität
Die kulturelle Teilhabe ist unabhängig von sozialer Position oder Herkunft möglich. Die Formate sind vielseitig inklusiv und zielgruppenspezifisch konzipiert und erfordern nicht unbedingt musikalische Vorbildung.

  12b) Neue Perspektiven für die Kirchenmusik
Mit unseren gesellschaftlich höchst relevanten Ansätzen (u.a. Solidarisierung mit Geflüchteten, Neudeutung von Werken der “klassischen” Kirchenmusik aus moderner Perspektive, rhythmische-groovige Passagen) ermöglichen wir der Kirchenmusik eine Öffnung ihrer Gemeinde.
Alle Musiker*innen sind Multiplikator*innen und sorgen dafür, dass kirchenferne Menschen Kirchen besuchen.

  12c)  Neue Perspektiven für klassische Musiktraditionen
asambura lässt klassische Musik ungewöhnlich, frisch, spannend und – in bewusster Reibung mit der gesellschaftlichen und sozialen Wirklichkeit – neu wirken.
Zudem ermöglicht asambura Menschen aus unterschiedlichen Kulturräumen das Kennenlernen und mit Hilfe des Ensembles auch die Beschäftigung mit Werken der klassischen Musik.
Durch neue Aufführungsformate und Ensemble Raumkonzepte usw. löst sich asambura von der konventionellen Orchesterkonzerttraditionen und ermöglicht individuell-affektive Hörerfahrungen. 

  12d)  Neue Perspektiven für zeitgenössische Musik
Durch vielfache hörbare Anküpfungspunkte bietet Asambura auch Chancen für die Wahrnehmung avantgardistischer Neuer Musik. Vielmehr erscheint sie durch die gesellschaftlichen Implikationen nicht abstrakt und konzeptionalisiert, sondern – durch die Begegnung mit “leicht hörbarer” klassischer Musik – sehr konkret.

  12e)  Neue Perspektiven für Musik unters. Kulturen & Religionen
Im Dialog unterschiedlicher Musikkulturen und Traditionen werden sowohl theoretische, instrumentenspezifische als auch spielpraktische Kenntnisse erworben, die die eigenen Ausdrucksmöglichkeiten erweitern und bereichern.  Musik als gewaltfreies Kommunikationsmittel fördert dabei in besonderer Weise Wertschätzung und Verständnis für Pluralität.  

Die verschiedenen, teils interreligiösen Formate lassen Menschen unterschiedlicher oder ohne eigene religiöse Prägung Dialoge und Begegnungsräume erfahren.

13. Performance & Neue Konzertformate
asambura möchte die klanglichen Dimensionen auch visuell erfahrbar machen und entwickelt daher neue Konzertformate, Raumkonzepte und interdisziplinäre Kooperationen.

14. Erinnerungskulturen und -futuren neu und plural hören und denken
asambura möchte Opfer von Diskrimierung, Gewalt und Unterdrückung zu verschiedenen Zeiten und in unterschiedlichen Kulturen hörbar machen und zur Zivilcourage aufrufen. So werden auch immer wieder subtile Erinnerungen an klangliche (symbolische) Zitate wirksam.

 

© 2023 asambura ensemble