Was bedeutet vielfältig kulturell bei asambura?
Asambura ist ein Ensemble, das kulturelle Vielfalt fördert. Sie arbeiten nach der Asambura-K6-Formel, die sechs Ebenen des Dialogs umfasst:
I. Kollektiv: Musiker*innen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen bringen ihre Perspektiven ein.
II. Komposition: Die Musik verbindet verschiedene kulturelle Einflüsse.
► weiterführende Gedanken: komponieren als neu beleuchten bei asambura
III. Konzeption: Klassische Musik trifft auf Musik aus anderen Kulturen.
IV. Kontext: Asambura-Musik reflektiert gesellschaftliche Themen wie Diskriminierung und Solidarität.
V. Kollaboration: Zusammenarbeit mit anderen Kunstformen wie Tanz, Aquarellfarben und Projektionen, um die Musik auf verschiedene Arten erlebbar zu machen.
VI. Kontakt: Dialog mit dem Publikum durch Gespräche, Improvisation und gemeinsames Komponieren.
Multikulturell – interkulturell – transkulturell oder metakulturell?
Asambura denkt über verschiedene Konzepte von Kultur nach.
Die Diskussion darüber, wie man Kultur verstehen und beschreiben kann, ist schon lange ein Thema. Früher dachte man oft, dass Kulturen klar voneinander getrennt und unveränderlich sind. Diese Sichtweise führt zu Problemen, weil sie die Vielfalt innerhalb einer Kultur übersieht und Stereotype verstärken kann.
Deshalb haben wir uns mit den Konzepten „Multikulturalismus“, „Interkulturalismus“ und „Transkulturalismus“ beschäftigt.
Multikulturalismus bedeutet,dass verschiedene Kulturen nebeneinander existieren, aber ohne miteinander in Kontakt zu kommen oder sich gegenseitig zu beeinflussen (z.B. wenn verschiedene Gruppen in einer Gesellschaft leben, aber wenig miteinander zu tun haben).
Interkulturalismus bedeutet, dass der Austausch zwischen Kulturen gefördert wird, aber jede Kultur bleibt sich selbst treu und verändert sich nicht durch den Austausch.
Transkulturalismus geht davon aus, dass Kulturen sich gegenseitig beeinflussen und vermischen. Das sieht man in globalen Bewegungen oder auch in der Geschichte, wie zum Beispiel bei der griechischen Kultur, die von anderen Kulturen wie der ägyptischen und babylonischen beeinflusst wurde.
Für uns beschreibt der Transkulturalismus am besten, wie wir die Welt heute sehen: Jeder Mensch gehört zu vielen verschiedenen Kulturen, und diese Kulturen beeinflussen sich ständig. Diese Mischung von Kulturen spiegelt sich in unserer Musik wider.
Wir wollen in Dialog treten mit verschiedenen kulturellen Traditionen und bedienen uns einer Komplexitätsreduktion, um einen Dialog möglich zu machen. Dabei sind wir uns der Gefahr der Stereotypisierung bewusst und setzen uns kontinuierlich mit unseren Vorstellungen, Formulierungen und Assoziationen auseinander. Zum anderen ermöglicht das Festhalten an der Vorstellung von verschiedenen Kulturen mit bestimmten Eigenschaften eine Überlappung und Kontrastierung, welche einen künstlerischen Mehrwert mit sich bringt.
In unseren Werken versuchen wir durch eine musikalische Verarbeitung von Symbolen, Klängen, Instrumenten und Traditionen verschiedenster Kulturen die darauf projizierten Stereotype aufzubrechen und neu zu kontextualisieren und somit eine neue Perspektive darauf und kritische Auseinandersetzung darauf zu ermöglichen und anzuregen.
STEREOTYPE
Wir beschäftigen uns auch mit Stereotypen, die oft mit bestimmten Kulturen oder Religionen verbunden sind. Diese Vorurteile wollen wir hinterfragen und aufbrechen. Zum Beispiel verwenden wir in unserer Musik Klänge, die mit bestimmten Traditionen verbunden sind, aber wir setzen sie in einen neuen Kontext, um diese Stereotype zu hinterfragen.
Ein Beispiel: In einem unserer Werke nutzen wir das Klangbild des Muezzin, der in islamischen Ländern zum Gebet ruft. Wir verwenden diesen Klang aber nicht einfach so, sondern setzen ihn mit modernen Instrumenten und Techniken in einen neuen Kontext. Dadurch wollen wir zeigen, dass der Muezzin-Klang mehr ist als nur ein Symbol und ihn in einem neuen Licht zeigen.
Musik als Medium für vielfältig kulturelle dialoge – Möglichkeiten und Risiken
Musik ist eine besondere Form der Kommunikation, die oft mehr als Worte ausdrücken kann. Sie ermöglicht es uns, Dialoge zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen zu führen, ohne dass wir direkt miteinander sprechen müssen. Musik öffnet Türen, die mit Worten vielleicht nicht erreicht werden können.
Gleichzeitig müssen wir darauf achten, dass die Symbole, die wir verwenden, nicht als Ausbeutung oder Kolonialisierung wahrgenommen werden. Deshalb reflektieren wir ständig, wie wir unsere Musik respektvoll gestalten, mit ihr auf gesellschaftliche Missstände hinweisen und vermeiden, Stereotype zu verstärken.
Wie gehen wir damit um, wenn Musik anders aufgenommen wird ? Funktioniert ASAMBURA ohne die gesellschaftliche Konnotation?
Manchmal haben wir die Erfahrung gemacht, dass unser Publikum Stereotype in unserer Musik hört, die wir gerade hinterfragen wollten. Um das zu vermeiden, bieten wir zusätzliche Informationen an, wie zum Beispiel Einführungsgespräche oder Programmhefte. Diese sollen den Zuhörern helfen, die Musik richtig zu verstehen.
Aber auch ohne diese Erklärungen ist es uns wichtig, dass die Musik selbst die verschiedenen kulturellen Elemente und ihre Kontraste so darstellt, dass das Publikum die beabsichtigte Botschaft verstehen kann.
Wir stellen uns nicht den Anspruch, alle Kulturen oder Religionen vollständig in unserer Musik abzubilden, da sie viel zu komplex sind. Aber wir lassen uns von Aspekten dieser Kulturen inspirieren und zeigen in unserer Musik die Vielfalt der Klänge und Traditionen.
Dabei lassen wir die Unterschiede in Teilen auch bewusst nebeneinander stehen, als Inspiration für neue Perspektiven auf die „bekannten“ kulturellen Traditionen und als Vision einer Koexistenz dieser Traditionen auf Augenhöhe.
Die Umdeutung der Babel-Parabel in eine Wertschätzung kultureller Vielfalt illustriert diesen Ansatz.
Asambura will durch Musik einen Raum für den Dialog und das Verständnis zwischen verschiedenen Kulturen schaffen. Wir möchten mit unserer Arbeit dazu beitragen, dass Menschen die Vielfalt der Welt schätzen lernen und die Ähnlichkeiten zwischen den Kulturen erkennen. Dabei sind wir uns immer bewusst, dass wir mit Stereotypen vorsichtig umgehen müssen und ständig in einen offenen Dialog treten müssen, um Missverständnisse zu vermeiden.
© 2025 asambura ensemble





FREMD BIN ICH EINGEZOGEN – 10/2024


